Spreewerk Lübben, Dahme-Spreewald (Quelle: rbb/Daniel Friedrich)

Brandenburg Anstatt Recycling: Spreewerk Lübben nimmt Produktion von Munitionsteilen wieder auf

Stand: 12.05.2025 16:39 Uhr

Ab Sommer wird das Rüstungsunternehmen Diehl Defence im Spreewerk Lübben wieder Munitionsbestandteile herstellen - und voraussichtlich rund 150 neue Arbeitsplätze schaffen.

Ab Sommer 2025 will das Rüstungsunternehmen Diehl Defence im Spreewerk in Lübben Munitionsbestandteile herstellen. Dabei soll keine einsatzfähige Munition entstehen, sondern einzelne Bauteile und Zünder, die an weiteren Standorten weiterverarbeitet werden. Nach Unternehmensangaben sollen die ersten Produktionslinien bereits im Sommer mit aktuell rund 60 Beschäftigten anlaufen, weitere Linien sollen schrittweise bis 2027 folgen.
 
Diehl Defence hatte das Spreewerk im Juli 2024 gemeinsam mit der auf Kampfmittelentsorgung spezialisierten Tauber Unternehmensgruppe übernommen. Beide Unternehmen beliefern unter anderem die Bundeswehr. Aktuell befindet sich das Spreewerk im Ausbau. Innerhalb der nächsten zwei Jahre sollen rund 150 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
 
"Das war eine Erleichterung für alle Kollegen hier. Die meisten wollen am Standort bleiben", sagte der Mitarbeiter Karsten Melhorn dem rbb am Montag. Er arbeitete bereits kurz vor der Wende als Elektronikfacharbeiter im Spreewerk, wechselte danach in verschiedene andere Unternehmen und kehrte dann an den Standort zurück.

Archivbild: Ein Arbeiter überwacht am 03.07.2014 einen Schmelzofen und das Abgiessen von fluessigem Metall in Formen bei der Ortrander Eisenhuette GmbH. (Quelle: Picture Alliance/Thomas Koehler)
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Proteste gegen die Pläne

Nicht alle in Lübben unterstützen die Rückkehr zur Rüstungsproduktion. Im April entwickelte die Bürgerinitiative "Unser Lübben" eine Petition und übergab der Stadtverwaltung am 10. April rund 1600 Unterschriften. Sie kritisierten dabei unter anderem die Sicherheitsrisiken und die Umweltbelastung durch die Produktion und forderten eine ausschließlich zivile Ausrichtung des Spreewerks.
 
Der Bürgermeister von Lübben, Jens Richter, zeigte Verständnis für die Debatte, plädierte aber für einen pragmatischen Umgang mit dem Thema. "Die Weltsicherheitslage zu analysieren und sich dabei eine Meinung zu bilden, ist äußerst schwer", sagte er dem rbb. "Ich glaube, wir brauchen da Pragmatismus. Es geht nicht um Krieg oder Frieden, sondern um Aufträge durch die Bundesregierung, damit man hier vor Ort mitproduziert."
 
Auch langjährige Mitarbeiter wie Karsten Melhorn bewerten die neuen Pläne positiv. "Das, was wir früher gemacht haben – die Munition entsorgen – war wesentlich gefährlicher und schwieriger", sagte er. Die heutige Herstellung sehe er nicht kritisch und habe keine Sicherheitsbedenken.
 
Zudem sei das Produktionsvolumen deutlich geringer als früher. "Früher wurden hier containerweise Bomben und Granaten angeliefert – davon sind wir weit entfernt", so Melhorn. "Es muss ja irgendwo hergestellt werden, und wir haben hier die Voraussetzungen – schon seit DDR-Zeiten. Warum soll das nicht hier passieren, wenn es die Möglichkeit dazu gibt?"

Symbolbild: Eine Transportkiste aus Holz für Munition steht auf der FachPack 2024, die Fachmesse für Verpackungen, Prozesse und Technik, am Stand von Diehl Defence. (Quelle: dpa/Karmann)
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Rund 30 Jahre Munitionsproduktion

Das Spreewerk blickt auf eine lange Geschichte zurück – mit Unterbrechungen ist es seit den 1960er Jahren in der Rüstungsproduktion aktiv. Damals wurde hier Kalaschnikow-Munition für den gesamten Ostblock hergestellt. Mit über 800 Beschäftigten zählte das Werk zu den größten Arbeitgebern der Region und war ein bedeutender Teil der DDR-Rüstungsindustrie. Nach der Wiedervereinigung wurde die Produktion 1990 eingestellt und der Fokus auf die umweltgerechte Entsorgung von Munition gelegt. Von 2019 bis 2024 spezialisierte sich das Werk auf das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien. Die damals verbliebenen 28 Mitarbeiter wurden übernommen – inzwischen ist die Belegschaft auf 62 Personen angewachsen.
 
"Wir haben hier infrastrukturell gute Möglichkeiten, vorhandene Gebäude wieder zu nutzen und zu reaktivieren", erklärte Simon Gremmler, Pressesprecher des Spreewerks. Das Gelände verfügt über eine umfangreiche Infrastruktur – darunter ein Gleisanschluss mit zwei Rangier- und Abstellgleisen, eine eigene Wasserversorgung sowie eine eigene Kläranlage.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 12.05.2025, 17:30 Uhr