Wohnhaus der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Gewobag in Berlin-Mariendorf (Quelle: imago-images/Schoening)

Berlin Was sich Berlins Wohnungsunternehmen Gebäude-Sanierungen kosten lassen

Stand: 12.05.2025 09:58 Uhr

Der Gebäudesektor gehört in Sachen CO2-Emissionen zu den größten Baustellen der Politik: Vor allem bei der Wärmeversorgung muss hier schleunigst modernisiert werden. Für Berlins landeseigenen Wohnungsunternehmen wird das teuer. Von Sebastian Schöbel

Berlins landeseigene Wohnungsunternehmen wollen in den kommenden acht Jahren rund 3,5 Milliarden Euro investieren, um ihre Gebäude energetisch zu sanieren. Das geht aus einer noch unveröffentlichten parlamentarischen Anfrage der Linken hervor, die dem rbb vorliegt. Gut ein Drittel der Investitionen entfallen auf die Gewobag. Allerdings hat das Unternehmen auch die größte Zahl an Wohnungen in den niedrigsten drei Energieeffizienzklassen.
 
Die Europäische Union schreibt vor, dass Wohngebäude, die energetisch besonders schlecht bewertet sind, bis 2033 mindestens die Energieeffizienzklasse E haben müssen. Bei mehr als 37.000 landeseigenen Wohnungen ist das bisher nicht der Fall.

Durch die geplanten Modernisierungen wollen Berlins Wohnungsunternehmen ihre CO2-Emissionen erheblich senken, zum Teil um mehr als die Hälfte. Die Berlinovo zum Beispiel will ihre Emissionen von fast 20 Kilogramm CO2 pro Quadratmeter im Jahr auf 10,5 Kilogramm pro Quadratmeter verringern. Die Gewobag, in deren Bestand der größte Modernisierungsbedarf besteht, strebt eine Absenkung der CO2- Emissionen von aktuell 25,5 auf weniger als 20 Kilogramm CO2 pro Quadratmeter im Jahr an. Nimmt man die Angaben aller Wohnungsunternehmen des Landes zusammen, planen sie ihren CO2 Ausstoß pro Quadratmeter bis 2033 um deutlich über 30 Prozent gesenkt zu haben.

Mehrkosten für Mieter:innen

Auf Mieterinnen und Mieter kommen durch die Modernisierungen allerdings auch höhere Kosten zu, räumt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ein. Das Ziel der Warmmietenneutralität, also einer Sanierung ohne Anstieg der Warmmiete, sei nachvollziehbar und werde grundsätzlich angestrebt, "lässt sich in der Praxis jedoch faktisch nicht erreichen". Die Kosten seien für die Unternehmen schwer zu kalkulieren, so die Verwaltung. Außerdem werde das Geld für die Modernisierungen in fast allen Fällen über Kredite beschafft, die durch "regelmäßige Ertragswertsteigerungen über Mietanpassungen des Bestandes" gegenfinanziert würden.

Wie kann die Wärmewende in Berlin gelingen?
Bis spätestens 2045 will Berlin klimaneutral sein. Ein großer Hebel ist die Wärmeversorgung, denn die ist für etwa die Hälfte der CO2-Emissionen verantwortlich. Für den Umstieg auf grüne Energie gibt es verschiedene Lösungsansätze. Von Annika Krempelmehr

Linke fordert Geld für Wohnungsunternehmen

Der wohnungspolitische Sprecher der Linken, Niklas Schenker, lobte die Bemühungen der landeseigenen Unternehmen. Allerdings dürften die Modernisierungen nicht zu Lasten der Mieterinnen und Mieter gehen. "Die Miete soll nach Sanierung nur so stark steigen dürfen, wie Kosten bei Energie und Heizung durch die Sanierungsmaßnahmen eingespart werden", so Schenker. Das sei auch wichtig, um die Akzeptanz von Klimaschutzmaßnahmen wieder zu erhöhen. Schenker forderte, die Unternehmen bei ihren Anstrengungen mit mehr Eigenkapital auszustatten. "Das geht schuldenbremsenkompatibel und ohne zusätzliche Belastung aus dem Haushalt", so Schenker.
 
Die schwarz-rote Regierungskoalition in Berlin wollte ursprünglich die Sanierung von landeseigenen Gebäuden als Teil des fünf Milliarden Euro schweren "Sondervermögens Klimaschutz" finanzieren. Das Sondervermögen scheitere aber an juristischen Hürden, und eine Alternative ist bislang auch wegen der angespannten Haushaltslage und den geplanten Kürzungen nicht in Sicht. Ob Abhilfe durch die im Bund gelockerte Schuldenbremse kommt, ist bislang unklar.

Wie viel Modernisierung die Mieter kosten darf

Laut einer Kooperationsvereinbarung zwischen dem Land Berlin und den landeseigenen Wohnungsunternehmen dürfen Modernisierungskosten auf Mieter umgelegt werden, aber nur bis maximal zwei Euro pro Quadratmeter monatlich innerhalb von sechs Jahren. Zudem müssen die Unternehmen laut der Vereinbarung auf finanzielle Leistbarkeit achten.
 
Bei den energetischen Sanierungen setzen die Unternehmen vor allem darauf, die Energieversorgung der Gebäude zu modernisieren. Das geht vor allem über Anschlüsse an die Fernwärme, die ihrerseits bis 2045 CO2-neutral sein soll. "Ist ein Anschluss an die Fernwärme nicht möglich, werden vorhandene Heizungen gegebenenfalls durch Wärmepumpen oder alternative fossilfreie Anlagen ersetzt", so die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.

Sendung: rbb24 Inforadio, 12.05.2025, 07:00 Uhr