Auf seiner Veranstaltung „Delivering the Future“ in Dortmund stellte Amazon u.a. neue Verpackungsmaschinen vor.

Wirtschaftsförderer-Bilanz USA bleiben wichtigster Investor in Deutschland

Stand: 12.05.2025 14:01 Uhr

Die Zahl ausländischer Direktinvestitionen in Deutschland ist zum dritten Mal in Folge gesunken. Die USA bleiben wichtigster Investor vor der Schweiz und China. Amazon, Microsoft und Apple investieren hierzulande Milliarden.

Im vergangenen Jahr ist die Zahl ausländischer Investitionen in Deutschland zum dritten Mal in Folge gesunken, wie der bundeseigene Wirtschaftsförderer Germany Trade & Invest (GTAI) mitteilte. 2024 registrierte die GTAI 1.724 Neuansiedlungen und Erweiterungen. 2023 waren es 1.759 Projekte, 2022 noch 1.783 und 2021 insgesamt 1.806. "Deutschland bleibt ein gefragter und geschätzter Standort", sagte GTAI-Geschäftsführer Robert Hermann trotz des Rückgangs von zwei Prozent.

Verglichen mit dem europäischen Ausland hält sich Deutschland aber etwas besser: Die ausländischen Direktinvestitionen seien im vergangenen Jahr in Europa mit 4,6 Prozent insgesamt wesentlich stärker gesunken, in Westeuropa sogar um fast sechs Prozent. Dabei ist die deutsche Wirtschaft gegen den Trend das zweite Jahr in Folge geschrumpft, was eine Debatte um eine sinkende Wettbewerbsfähigkeit ausgelöst hat.  

"Viele sehr, sehr große Investitionen"

Die ausländischen Unternehmen haben Investitionen in Höhe von 23,2 Milliarden Euro angekündigt. Das ist zwar weniger als in den beiden auch von Nachholeffekten nach der Corona-Pandemie geprägten Rekordjahren 2023 (34,8 Milliarden Euro) und 2022 (25,3 Milliarden Euro), aber mehr als in den Jahren 2019 bis 2021 zusammen.

"Wir sehen viele sehr, sehr große Investitionen", sagte Hermann. "Allein sieben Projekte haben ein Volumen von jeweils mehr als 500 Millionen Euro." Knapp zwei Prozent der Gesamtvorhaben hätten ein Volumen von mindestens 100 Millionen Euro.

Tausende neue Arbeitsplätze

Größtes Einzelprojekt ist das von Amazon: Der US-Konzern steckt 8,8 Milliarden Euro in die Cloud-Infrastruktur von Amazon Web Services (AWS) im Rhein-Main-Gebiet, weitere 1,2 Milliarden Euro in Logistik, Robotik und Unternehmenszentralen. Der US-Softwareriese Microsoft will 3,2 Milliarden Euro in KI-Infrastruktur und Cloud-Kapazitäten stecken, während Apple viel Geld für den Ausbau seines Forschungszentrums in München ausgibt.

Die USA sind auch wegen dieser drei Großprojekte der wichtigste ausländische Investor geblieben. 229 Projekte zur Ansiedlung oder Erweiterung kamen im vergangenen Jahr aus den Vereinigten Staaten. Auf Platz zwei folgt die Schweiz mit 202 Projekten vor China mit 199. Bis zu 31.000 neue Arbeitsplätze wurden von den Investoren angekündigt - so viele wie seit 2020 nicht mehr. "Wir gehen aber davon aus, dass es noch mehr werden, denn nicht immer werden Jobpläne genannt", sagte Hermann.

Die meisten Vorhaben entfallen auf die Bereiche Digitalisierung (17 Prozent), Energie & Ressourcen (16 Prozent), Elektronik und Automatisierung (15 Prozent).

Rüstungs- und Sicherheitsindustrie ist interessiert

Trotz eines drohenden Handelskriegs infolge der von US-Präsident Donald Trump verkündeten hohen Strafzölle ist der GTAI zufolge das Interesse am Standort Deutschland in den ersten Monaten 2025 groß geblieben. "Das Interesse ist ungebrochen, auch aus großen asiatischen Ländern", sagte der für Investorenanwerbung zuständige GTAI-Manager Achim Hartig. "Für unseren Standort sprechen nicht zuletzt politische Stabilität und Rechtssicherheit."

Auch werde wahrgenommen, dass die neue Bundesregierung Hunderte Milliarden Euro in die Infrastruktur stecken wolle, ebenso in die Verteidigung. "Es gibt deutlich mehr innovative Unternehmen aus der Sicherheits- und Rüstungsindustrie, die sich den Standort Deutschland anschauen", sagte Hartig.

Deutsche Industrie büßt an Schlagkraft ein

Trotz des anhaltenden Interesses ausländischer Investoren am Standort Deutschland, dürfte die Debatte über die sinkende Wettbewerbsfähigkeit anhalten. Wie eine aktuelle Umfrage des ifo-Instituts zeigt, sieht sich die deutsche Industrie im globalen Wettbewerb zunehmend im Hintertreffen.      

24,4 Prozent der Unternehmen verzeichneten im April eine sinkende internationale Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Ländern außerhalb der EU. Im Januar lag der Anteil noch bei 23,9 Prozent. Auch im Wettbewerb innerhalb der Europäischen Union (EU) gibt es keine Entwarnung. Zumindest aber sei hier der Anteil derer, die von einer schwindenden Wettbewerbsfähigkeit berichten, von 20,9 auf 13,4 Prozent zurückgegangen.

"Die deutsche Industrie büßt im internationalen Vergleich nach und nach an Schlagkraft ein", sagte Ifo-Umfragechef Klaus Wohlrabe. Die Herausforderungen im internationalen Wettbewerb blieben gewaltig. "Durch die jüngsten Zollstreitigkeiten sortieren sich die Machtverhältnisse auf den globalen Märkten derzeit neu", ergänzte Wohlrabe mit Blick auf die von Trump verkündeten höheren Zölle.