
US-Autobauer in der Krise Ford-Mitarbeiter in Köln wollen erstmals streiken
Wie geht es mit den Ford-Werken in Köln weiter? Die Mitarbeiter fürchten die Schließung und wollen nun zum ersten Mal in den Streik treten. Der Autobauer hatte im November angekündigt, Tausende Stellen in Deutschland abzubauen.
Im Streit über die Zukunft der Ford-Werke in Köln wird am Mittwoch gestreikt, wie der Betriebsrat angekündigt hat. "Die IG Metall ruft nach erfolgreicher Urabstimmung am Mittwoch für beide Kölner Standorte zum Streik auf", erklärte der Betriebsratschef von Ford Deutschland, Benjamin Gruschka.
Bei der Urabstimmung in der vergangenen Woche hatten 93,5 Prozent der Teilnehmer für einen Arbeitskampf gestimmt, um die Forderungen zu einem Sozialtarifvertrag durchzusetzen.
Tausende Stellen fallen weg
Ford hatte im November angekündigt, bis Ende 2027 in Deutschland 2.900 von rund 11.500 Stellen abzubauen. Im März kündigte der US-Autobauer eine milliardenschwere Finanzspritze an, will aber künftig keinen Insolvenzschutz mehr garantieren. Die Gespräche mit dem Betriebsrat über den Personalabbau kamen nicht voran.
Die Verhandlungen wurden der IG Metall zufolge seitens der Arbeitnehmerseite ausgesetzt, bis das Unternehmen ein "abschlussfähiges Angebot" vorlege. "Es ist Zeit für den Arbeitgeber, sich zu bewegen und eine Gesamtlösung für die Belegschaft in Köln hinzubekommen", sagte Gruschka.
Die Einflussmöglichkeiten des deutschen Managements der Ford-Werke GmbH sind jedoch begrenzt, da das Unternehmen letztlich abhängig ist von seiner US-Konzernmutter. Der Mutterkonzern hat unlängst eine Art Bürgschaft aufgekündigt und damit den Druck auf die Deutschlandtochter erhöht.
Europas Autogeschäft macht Verluste
Der US-Konzern Ford ist stark im Geschäft mit Pick-ups und Nutzfahrzeugen wie dem Transporter Transit. Das auf Europa fokussierte Autogeschäft ist aber nur ein Nebenarm des US-Herstellers, der damit seit langem Verluste macht. Jahrzehntelang war der in Köln hergestellte Kleinwagen Ford Fiesta zwar ein Verkaufserfolg, doch das Blatt wendete sich allmählich. 2023 wurde die Fiesta-Produktion eingestellt.
Der Konzern fertigt in Köln mittlerweile zwei Elektroautos, deren Verkauf deutlich unter den Erwartungen blieb. Investitionen über knapp zwei Milliarden Euro in die neue Elektroauto-Produktion zahlten sich bislang nicht aus. Der Ford-Anteil an den neu zugelassenen Autos in Deutschland lag Behördenzahlen zufolge 2024 nur noch bei 3,5 Prozent und damit 1,5 Prozentpunkte niedriger als noch 2022.
Die Ford-Werke bekommen von der US-Mutter zwar mehrere Hundert Millionen Euro für weitere Investitionen in einem Zeitraum von vier Jahren, nach Einschätzung von Branchenfachleuten ist das aber viel zu wenig.
Experten haben wenig Hoffnung
Branchenfachleute räumen Ford in Europa keine große Zukunft ein: "Die Lage ist schlecht und die Perspektive noch schlechter", sagte der Direktor des Bochumer Autoinstituts CAR, Ferdinand Dudenhöffer. "Ford ist im Pkw-Bereich zu klein, als dass es in Europa ertragreich arbeiten könnte. Das ist jetzt so und das wird sehr wahrscheinlich auch künftig so sein."
Ford habe zu spät und dann auch nur mit halber Kraft auf das Thema E-Mobilität gesetzt, das räche sich nun, meint Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM). Die Perspektive für Ford in Europa sei auch deshalb schlecht, da der Wettbewerb noch zunehmen werde. "Chinesische Anbieter drängen auf den Markt und erhöhen den Wettbewerbsdruck deutlich." Alles in allem habe Ford mit seinem Pkw-Geschäft "eine Riesenaufgabe" vor sich, sagte Bratzel.