Ein Kind sitzt vor einem Plattenbau

Nordrhein-Westfalen Teilhabe von Kindern und Jugendlichen: Große Unterschiede auch in NRW

Stand: 12.05.2025 15:00 Uhr

Eine neue Studie untersucht die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen. Große Unterschiede gibt es nicht nur zwischen Ost und West.

In welcher Gegend man als Kind aufwächst - das ist nach einer neuen Untersuchung entscheidend für den weiteren Lebensweg. "Die Unterschiede sind teils gravierend", erklärte Claudia Härterich vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung bei der Vorstellung einer Publikation zur Teilhabe von Kindern und Jugendlichen am Montag in Berlin.

Teilhabeatlas analysiert neun Indikatoren

Für den "Teilhabeatlas Kinder und Jugendliche" haben die Autoren Daten der 400 Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland analysiert. Zu den untersuchten Indikatoren zählten neben Kinderarmut, Schulabbruchquote und Jugendarbeitslosigkeit auch Lebenserwartung, die Betreuungsquote von Vorschulkindern und die Erreichbarkeit von Bushaltestellen, Grundschulen und Kinderarztpraxen. Zudem floss in die Analyse ein, wie viele Ausbildungsplätze es gibt, wie hoch der Anteil der Bevölkerung unter 25 Jahren ist und wie viele Haushalte einen Internetanschluss mit Breitbandversorgung haben.

Aus diesen Faktoren berechneten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen unterschiedliche Cluster, an denen sich die Teilhabe in den Kreisen und kreisfreien Städten ablesen lässt. Dabei unterschieden sie auch, ob es sich um eher städtische oder eher ländliche Regionen handelt.

Lebenserwartung im Osten niedriger als im Süden

Bei der Analyse wurde deutlich, wie stark sich nicht nur einzelne Städte und Kreise sondern teilweise ganze Regionen unterscheiden. So ist die Lebenserwartung von Kindern und Jugendlichen in den wirtschaftsstarken Regionen Süddeutschlands besonders hoch. In den wirtschaftlich schwächeren Regionen im Osten haben Kinder und Jugendliche hingegen weniger gute Aussichten auf ein sehr langes Leben.

Auffällig sind auch die Unterschiede bei der Kinderarmut: Während in manchen Gegenden im Ruhrgebiet 20 bis 30 Prozent der Kinder in Armut aufwachsen würden, liege der Anteil in wirtschaftlich starken, ländlichen Regionen Süddeutschlands bei unter vier Prozent, hieß es. Dabei treten laut Angaben eingeschränkte Teilhabemöglichkeiten selten isoliert auf: "In Regionen mit hoher Kinderarmut sind häufig auch die Schulabbruchquote und die Jugendarbeitslosigkeit überdurchschnittlich hoch", sagte Manuel Slupina von der Wüstenrot Stiftung.

Große Unterschiede auch innerhalb von NRW

Auch in Nordrhein-Westfalen gibt es große Unterschiede zwischen den einzelnen Kreisen und kreisfreien Städten. Bei der Teilhabe schneiden vor allem ländlich geprägte Regionen wie die Kreise Borken, Steinfurt, Coesfeld, Warendorf, Gütersloh und Paderborn gut ab. Ebenso der Hochsauerlandkreis und der Rhein-Sieg-Kreis.

Bei den von der Studie als städtisch identifizierten Kommunen und Kreisen erreicht in NRW keine die beste Kategorie, was die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen angeht. Die schlechtesten Noten bekamen viele Kommunen aus dem Ruhrgebiet, aber auch Wuppertal, Solingen, Remscheid, Hagen und Mönchengladbach. Hier, aber auch in Köln, Düsseldorf, der Städteregion Aachen, Leverkusen, Krefeld und Bonn ist nach Daten der Studie die Kinderarmut besonders hoch.

Ähnliche Regionen, unterschiedliche Teilhabe

Auffallend ist, dass auch Regionen, die sich auf den ersten Blick stark ähneln, in Sachen Teilhabe von Kindern und Jugendlichen sehr unterschiedlich abschneiden können. Beispielsweise die benachbarten Kreise Olpe, Siegen-Wittgenstein und der Hochsauerlandkreis.

Diese sind sich nicht nur landschaftlich ähnlich, sondern schneiden in der Studie in punkto Ausbildungsplätze pro 100 Bewerber und Bewerberinnen und Bevölkerungsanteil der unter 25-Jährigen ebenfalls gleich ab.

Im Kreis Siegen-Wittgenstein liegt jedoch die Kinderarmut mit 12,12 Prozent fast doppelt so hoch wie im Kreis Olpe (6,95 Prozent). Der Hochsauerlandkreis bildet mit 8,83 Prozent hingegen in etwa den bundesweiten Durchschnitt von 9,07 Prozent ab. Auch bei Jugendarbeitslosigkeit und Lebenserwartung schneidet Siegen-Wittgenstein schlechter als die beiden Nachbarkreise ab. Olpe hingegen hat einen höheren Anteil an Schulabbrechern.

Das führt dazu, dass die gemeinsame Studie vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung und der Wüstenrot Stiftung die Kreise Olpe und Siegen-Wittgenstein in den zweitschlechtesten Cluster für ländliche Regionen eingruppiert. Der Hochsauerlandkreis ist hingegen ein "teilhabefreundlicher ländlicher Spitzenreiter".

Unsere Quellen:

  • Teilhabeatlas Kinder und Jugendliche