
Nordrhein-Westfalen Erstmals in der Geschichte: Offizieller Streik bei den Ford-Werken in Köln
Die IG Metall ruft die Beschäftigten von Ford Köln offiziell zum Streik auf, zum ersten Mal in der Geschichte des Standorts.
Bei den fast hundert Jahre alten Kölner Ford-Werken kommt es erstmals zu einem offiziellen Streik, der über den Charakter eines Warnstreiks hinausgeht. Die Protestaktion gegen einen geplanten Stellenabbau an dem Standort mit 11.500 Beschäftigten soll am Mittwochmorgen beginnen und bis Ende der Nachtschicht am Donnerstagmorgen dauern, wie die IG Metall mitteilte. Nach der Urabstimmung reagiert die Gewerkschaft damit auf den geplanten Stellenabbau des Autobauers.
Fast 3.000 Arbeitsplätze in Gefahr
Das Management möchte bis Ende 2027 2.900 Arbeitsplätze streichen, um Kosten zu senken. Betroffen wäre also rund jeder vierte Arbeitsplatz. Dagegen läuft die Gewerkschaft Sturm. Sie wirft der Firmenspitze eine Konzeptlosigkeit vor, die den Fortbestand der traditionsreichen Ford-Deutschlandtochter gefährde. Beim Streik kann die IG Metall mit einem breiten Rückhalt der Beschäftigten rechnen: Rund 80 Prozent sind Gewerkschaftsmitglieder, der Unmut ist groß.
Die Lage bei Ford hatte sich zugespitzt, nachdem der amerikanische Mutterkonzern eine Vereinbarung gekündigt hatte, die den Konzern zur Übernahme von Schulden der Kölner Tochtergesellschaft verpflichtete. Die IG Metall setzt sich für einen Sozialtarifvertrag ein, der hohe Abfindungen und finanzielle Sicherheiten im Falle einer Insolvenz für die Belegschaft vorsieht.
Hohe Verluste mit Produktion von E-Autos
Ford hatte den Kölner Standort komplett auf den Bau von Elektroautos umgestellt. Allerdings verkaufen sich die Modelle schlecht und das Unternehmen macht hohe Verluste mit der Produktion. Stellen sollen vor allem in den Bereichen gestrichen werden, die nicht zwingend für die Produktion von Elektroautos gebraucht werden. Betroffen davon könnten insbesondere das Entwicklungszentrum und das Ersatzteilzentrum sein, aber auch der Werkschutz.
Warnstreiks im März und April

Protest von Ford-Mitarbeitern bei einem Demozug: "Wir bleiben Ford"
Im März und April hatte es bereits Warnstreiks gegeben. Danach blieben die Verhandlungen festgefahren. Die IG Metall führte daraufhin in der vergangenen Woche erstmals eine Urabstimmung bei den Ford-Werken durch. 93,5 Prozent der bei Ford tätigen IG-Metall-Mitglieder erklärten sich in der Befragung bereit für Streiks, um den Druck auf das Management zu erhöhen und ihre Forderungen durchzusetzen.
"Es ist Zeit für den Arbeitgeber, sich zu bewegen und eine Gesamtlösung für die Belegschaft in Köln hinzubekommen", sagte der Betriebsratschef von Ford Deutschland, Benjamin Gruschka. Das Management der Kölner Fordwerke hat sich zum Streik am Mittwoch noch nicht geäußert. Kerstin Klein, die für die IG Metall über den Sozialtarifvertrag verhandelt, sagte dem WDR, sie warte auf ein Gesprächsangebot von Ford.
Wilder Streik vor mehr als 50 Jahren
Der Streik ab Mittwoch ist der erste offizielle in der Geschichte der Kölner Ford-Werke. 1973 hatten vornehmlich türkische Gastarbeiter in einem sogenannten wilden Streik ohne Unterstützung der IG Metall die Arbeit niedergelegt. Nachdem 300 Gastarbeiter entlassen worden waren, weil sie zu spät aus dem Heimaturlaub zurückkamen, demonstrierten mehrere hundert ihrer Kollegen für ihre Wiedereinstellung. Der wilde Streik bei Ford wurde letztendlich gewaltsam von der Polizei beendet.
Unsere Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- Mitteilung der Gewerkschaft IG Metall
- Friedrich-Ebert-Stiftung e. V.
Über dieses Thema berichten wir im WDR am 12.05.2025 auch im Fernsehen: WDR aktuell, 16 Uhr.