
Nordrhein-Westfalen Nach über 40 Jahren: Verbotene Organisation PKK gibt Auflösung bekannt
Die kurdische Arbeiterpartei PKK hat nach Angaben kurdischer Medien ihre Selbstauflösung beschlossen.
Die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hat einem Bericht zufolge das Ende ihres jahrzehntelangen bewaffneten Kampfes gegen den türkischen Staat verkündet. "Der zwölfte Kongress der PKK hat beschlossen, die Organisationsstruktur der PKK aufzulösen und die Methode des bewaffneten Kampfes zu beenden", erklärte die PKK in einer von der prokurdischen Nachrichtenagentur Firat verbreiteten Erklärung am Montagmorgen.
Firat hatte bereits am Freitag gemeldet, die PKK habe auf einem Parteikongress zwischen dem 5. und 7. Mai im Nordirak "historische Entscheidungen" getroffen. Jetzt hieß es, der Kampf der PKK habe die kurdische Frage an "den Punkt einer Lösung durch demokratische Politik" geführt. "Damit hat sie ihren historischen Auftrag erfüllt", schrieb Firat.
PKK kämpft seit mehr als 40 Jahren gegen türkischen Staat

Fahne mit Bild vom inhaftierten Anführer Abdullah Öcalan.
Die PKK war 1978 von Abdullah Öcalan in der Türkei gegründet worden - hauptsächlich als Reaktion auf die politische, soziale und kulturelle Unterdrückung der Kurden in dem Land. Seit den 1980er Jahren kämpft sie mit Waffengewalt und Anschlägen für einen kurdischen Staat oder ein Autonomiegebiet im Südosten der Türkei. Auch wenn die PKK mittlerweile von der Forderung eines unabhängigen Staates abgerückt ist, stufen die Türkei und ihren westlichen Verbündeten wie Deutschland sie noch immer als Terrorgruppe ein und verbieten die Partei.
Öcalan ruft PKK zur Auflösung auf

Demonstranten forderten im Februar 2024 in Köln die Freilassung des PKK-Chefs Öcalan
Im Februar rief der seit 1999 inhaftierte PKK-Chef Öcalan seine Gruppe auf, einen Kongress einzuberufen, um sich aufzulösen, die Waffen niederzulegen und den Konflikt zu beenden. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan und sein rechtsnationalistischer Koalitionspartner MHP waren im Herbst überraschend auf Öcalan zugegangen und hatten ihm eine frühere Freilassung in Aussicht gestellt, falls er die PKK auflöst.
Kurz nach Öcalans Aufruf kündigte die PKK eine Waffenruhe an, stellte jedoch Bedingungen für ihre Auflösung, darunter konkrete Rahmenbedingungen für Friedensgespräche. Die Aussicht auf die Auflösung der PKK hatte bei vielen die Hoffnung auf eine Lösung des Kurdenkonflikts, mehr Rechte für Kurden in der Türkei und vor allem ein Ende der Kämpfe geschürt. Laut der Denkfabrik International Crisis Group sind im Kontext des Konflikts im Laufe der Jahrzehnte bisher etwa 40.000 Menschen getötet worden.

Tuncay Özdamar
Der Leiter der türkischen Redaktion im WDR, Tuncay Özdamar, sieht darin vor allem ein politisches Manöver, das Erdoğan an der Macht halten soll: "Er möchte 2028 wiedergewählt werden." Dazu müsste allerdings die türkische Verfassung geändert werden, mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament. "Dafür braucht er die Stimmen der Kurden."
Warum unterstützen so viele Menschen die PKK?

Kurdische Siedlungsgebiete
Die Unterstützung der PKK ist ein komplexes Phänomen, das auf mehreren Faktoren beruht. Dazu gehören die historische Unterdrückung und Benachteiligung der kurdischen Bevölkerung, die immer wieder repressive Politik des türkischen Staates gegenüber Minderheiten und die Verfolgung kurdischer Aktivisten und Sympathisanten. Auch die Ideologie der PKK, die sich auf einen kurdischen Nationalismus und die Errichtung eines unabhängigen Kurdistans konzentriert, spielt eine Rolle. Denn die Kurden sind mit über 30 Millionen Menschen weltweit eines der größten Völker ohne eigenen Nationalstaat.
Diese Jahrzehnte alte Forderung nach mehr Autonomie oder einem eigenständigen Kurdengebiet scheint nun mit der Auflösung der PKK aufgegeben worden zu sein. Ob aber auch alle Anhänger der PKK diesem Ergebnis zustimmen ist fraglich. Einen ähnlichen Prozess für Friedensgespräche gab es bereits 2015 zwischen der PKK und der türkischen Regierung - dieser schlug jedoch fehl.
Wo ist die PKK aktiv?
Früher konzentrierte sich der Kampf der PKK hauptsächlich auf den überwiegend kurdischen Südosten der Türkei. Zuletzt lag der Schwerpunkt im Norden des Irak, wo die PKK ihren Sitz hat. Auch in Syrien hat die PKK mit ihrer kurdischen Bevölkerungsgruppe Einfluss. Das türkische Militär geht immer wieder gegen kurdische Milizen auf dem Staatsgebiet dieser beiden Nachbarländern vor. Dies sorgte in der Vergangenheit auch für Spannungen zwischen der Türkei, dem Irak und Syrien.
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