Ein Landwirt düngt mithilfte der Schleppschlauchtechnik ein Feld.

Niedersachsen Niedersachsen bleibt unter den Grenzwerten für Düngemittel

Stand: 12.05.2025 16:33 Uhr

Im vergangenen Wirtschaftsjahr ist Niedersachsen unter den gesetzlichen Grenzen für Düngemittel geblieben - das zeigt der Nährstoffbericht der Landwirtschaftskammer. Regional gibt es aber Überschüsse.

Der landesweite Stickstoff-Düngesaldo - also der Unterschied zwischen rechnerischem Düngebedarf und tatsächlich eingesetztem Stickstoff - ist zwar leicht gestiegen, wie aus dem Bericht hervorgeht. Im Zeitraum von Juli 2023 bis Juni 2024 lag er bei minus 34.988 Tonnen Stickstoff, im Jahr davor waren es noch minus 50.461 Tonnen. Er befinde sich aber weiterhin deutlich unter den rechtlich zulässigen Grenzwerten, heißt es in dem Bericht. "Der Nährstoffbericht bestätigt, dass Niedersachsen auf dem richtigen Weg ist", sagte Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne). "Die Einstellung zur Düngung auf den Betrieben hat sich im Vergleich zu früher positiv verändert." Auch die Landwirtschaftskammer lobte das Engagement der Betriebe. So werde etwa Wirtschaftsdünger wie Gülle, Mist und Gärreste in Ackerbauregionen gebracht, um dort Mineraldünger zu ersetzen.

Zuversicht bei der SPD

Die SPD zeigte sich ebenfalls zufrieden über die Ergebnisse des Nährstoffberichts: "Der niedersächsische Kurs zahlt sich aus: Der positive Trend der vergangenen Jahre verfestigt sich. Der Phosphatüberschuss hat sich verringert, auch der Stickstoffeintrag ist weiter rückläufig", sagte die agrarpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Karin Logemann. Der Bericht zeige aber auch, dass man noch nicht am Ziel sei - insbesondere die Wasserqualität sei noch nicht flächendeckend gut. "Wir stehen in Niedersachsen weiter vor großen Herausforderungen und müssen den Schutz des Grundwassers konsequent vorantreiben", sagte Logemann am Montag in Hannover.

Lob für die Landwirtschaft von der CDU

Der agrarpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Marco Mohrmann betonte unterdessen "die erheblichen Anstrengungen landwirtschaftlicher Betriebe bei der Verringerung von Umweltwirkungen der Produktion sowie der Gewährleistung von Gewässerschutz", die in den Ergebnissen des Nährstoffberichtes sichtbar würden. Der Bericht belege, dass die niedersächsische Landwirtschaft weit weniger Stickstoff dünge als gesetzlich erlaubt sei. Bund und Land müssten sich nun auf eine Novellierung und die Deregulierung des Düngerechts verständigen, "um nicht nachvollziehbare Beschränkungen für die Landwirtschaft aufzuheben", so Mohrmann am Montag.

Landkreis Cloppenburg überschreitet Stickstoff-Obergrenze

Trotz der insgesamt positiven Bilanz kommt es regional weiterhin zu Überschüssen. In fünf Landkreisen oder kreisfreien Städten wurde der berechnete Düngebedarf laut Nährstoffbericht im vergangenen Jahr um rund 1.680 Tonnen Stickstoff überschritten. Diese Landkreise müssten den Nährstoffüberschuss gezielt abbauen, etwa durch Abgabe von Gülle an Ackerbauregionen, heißt es in dem Bericht. Ein Landkreis liegt weiterhin über den gesetzlichen Höchstwerten: Der Landkreis Cloppenburg konnte zwar die Stickstoffausbringung von 189 Kilogramm Stickstoff pro Hektar auf 175 Kilo reduzieren, überschreitet damit aber immer noch die in der Düngeverordnung festgelegte Stickstoff-Obergrenze von 170 Kilo. Auch beim Phosphat gibt es regionale Überschüsse - fünf Landkreise haben den Düngebedarf laut Bericht überschritten. Darüber dürfe nicht hinweggesehen werden, sagte Staudte. "Ziel muss es weiterhin sein, die Vorgaben der EG-Wasserrahmenrichtlinie und EU-Nitratrichtlinie zu erreichen."

Weniger Gülle und Gärreste

Gesunken ist im vergangenen Jahr die Menge an Gülle, Mist und Gärresten, die in der niedersächsischen Landwirtschaft produziert wurden. Der Dung- und Gärrestanfall aus der Tierhaltung und den Biogasanlagen lag im vergangenen Wirtschaftsjahr bei 52,7 Millionen Tonnen und somit um 0,4 Millionen Tonnen unter der Menge des Vorjahres. Zudem wurden in Niedersachsen weniger Tiere gehalten: Die Zahl der Kühe sank im gleichen Zeitraum um 1,3 Prozent auf 2,3 Millionen, die der Schweine sogar um 8,1 Prozent auf 8,9 Millionen. Je weniger Tiere gehalten werden, desto weniger Mist und Gülle fallen an.

Keine flächendeckende Verbesserung beim Grundwasser

Wirtschaftsdünger wie Gülle enthält zwar wertvolle Nährstoffe, wird aber von Pflanzen nicht sofort vollständig aufgenommen. Überschüssiger Stickstoff kann ins Grundwasser gelangen und gilt als einer der Hauptverursacher für Nitratbelastungen. In vielen Gewässern zeigt sich laut Nährstoffbericht bei der Nitratbelastung noch keine Verbesserung. Mehr als die Hälfte der Grundwassermessstellen mit Werten über dem Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter weisen bislang keine Veränderung auf, heißt es. Nur drei Prozent der Oberflächengewässer erreichen einen guten ökologischen Zustand. Daher müssten Überschüsse aus dem Nährstoffeinsatz der Landwirtschaft weiterhin konsequent abgebaut werden, um die Gewässerbelastungen zu reduzieren.

Staudte setzt auf runde Tische

Landwirtschaftsministerin Staudte kündigte an, gezielt mit besonders belasteten Regionen in den Austausch zu gehen - etwa über runde Tische. Einen solchen habe das Ministerium bereits im vergangenen Jahr mit dem Landkreis Cloppenburg eingerichtet. Die Ministerin erklärte außerdem, sie werde sich beim Bund weiterhin für eine stärkere Verursachergerechtigkeit einsetzen: "Betriebe, die nachweislich gewässerschonend wirtschaften, sollen von bestimmten Auflagen der Bundes-Düngeverordnung befreit werden können", so Staudte. "Nun ist die neue Bundesregierung am Zug - sie muss schnellstmöglich die rechtlichen Voraussetzungen dafür schaffen."