Ein Mann steht bei einer Preisverleihung an einem Rednerpult.

Mecklenburg-Vorpommern "Ungeduld des Herzens" gewinnt Hauptpreis beim Filmkunstfest MV

Stand: 12.05.2025 07:10 Uhr

Beim 34. Filmkunstfest MV in Schwerin wurden Preise in zwölf Kategorien vergeben - von Nachwuchstalenten bis zur Ehrenpreisträgerin Barbara Sukowa. Besonders gefeiert: das Spielfilm-Debüt von Lauro Cress, das den Hauptpreis des Festivals gewann.

Von Wolfram Pilz

Der große Gewinner war der Spielfilm "Ungeduld des Herzens" von Regisseur Lauro Cress, der für seine moderne, eindringliche Neuinterpretation des gleichnamigen Romans von Stefan Zweig mit dem Hauptpreis des Filmkunstfestes Mecklenburg-Vorpommern, dem "Fliegenden Ochsen" ausgezeichnet wurde. Die Entscheidung hat die Jury um Filmemacher Andreas Dresen in wenigen Minuten einstimmig getroffen. 

Andreas Dresen über "Ungeduld des Herzens": "Sehr außergewöhnlich"

"Das ist ein sehr außergewöhnlicher Film", sagte Dresen. "Lauro Cress ist es wirklich gelungen, den Stoff mit Brachialgewalt in die Gegenwart zu katapultieren." Wenn man nicht wisse, dass es sich um eine Stefan-Zweig-Adaption handele, sehe man den Film einfach als Gegenwartsfilm - "so modern kommt der daher." Das sei, so Dresen weiter, "ein ganz großes Verdienst eines jungen Regisseurs: eine eigene Sicht auf diese Dinge mitzubringen und mit jungen Schauspielern eine kraftvolle Interpretation klassischer Literatur abzuliefern, die man als Zuschauer, würde ich behaupten, gar nicht als solche spürt."

Besonders bemerkenswert: "Ungeduld des Herzens" ist das Spielfilm-Debüt des Regisseurs Lauro Cress. "Das ist mein erster Langfilm", sagt er. "Ich habe im Studium ein paar Kurzfilme gemacht, bin dann aber über Umwege in die Werbung gerutscht - über Musikvideos, vielleicht auch, weil ich Angst davor hatte, dass ein langer Film nicht gut wird. Er habe sich bewusst Zeit gelassen, erzählt Cress. "Und dann hat mich irgendwann meine Freundin gezwungen. Sie hat gesagt: Bevor du 40 wirst, musst du einen Spielfilm machen - sonst wirst du unglücklich." Er lacht. "Das habe ich gemacht. Und jetzt bin ich glücklich."

NDR-Regie-Preis für Pia Hierzeggers "Altweibersommer"

Glücklich sind auch seine beiden Hauptdarsteller Ladina von Frisching und Giulio Brizzi, die mit dem Nachwuchsdarsteller-Preis ausgezeichnet wurden.

Viel Freude auch in Graz: Die österreichische Schauspielerin und Regisseurin Pia Hierzegger erhielt den NDR-Regie-Preis für ihren Film "Altweibersommer" - auch das ein Spielfilm-Debüt. Der beliebte Publikumspreis wiederum bleibt in Schwerin. Diesen gewann der Film "Ich sterbe. Kommst du?" des Regisseurs Benjamin Kramme, der gemeinsam mit seiner Frau, der Schauspielerin Jennifer Sabel, auch das Drehbuch geschrieben hat.

Ehrenpreis für Barbara Sukowa

Den ganz großen Applaus gab es zum Abschluß für Barbara Sukowa. Die Schauspielerin wurde mit dem Ehrenpreis des Festivals, dem "Goldenen Ochsen" ausgezeichnet. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig würdigte Sukowa als "eine der bedeutendsten deutschen Schauspielerinnen unserer Zeit". Ihrer langen internationalen Karriere merke man den Mut an, sich ständig herauszufordern und Neues zu wagen. "Nachdenklichkeit, künstlerische Tiefe und ein kritischer Blick auf die Gesellschaft haben frischen Wind in die Kinos gebracht - und das hatte Deutschland dringend nötig. Ihre glaubwürdigen historischen Frauenfiguren haben ganze Generationen geprägt", würdigte die Ministerpräsidentin das Wirken der Schauspielerin.

Dieses Thema im Programm:
NDR Kultur | Der Sonntag | 11.05.2025 | 11:40 Uhr