
Mecklenburg-Vorpommern Netzbetreiber 50Hertz investiert 90 Millionen Euro in Warnemünde
Der Stromnetzbetreiber 50Hertz will bis 2028 sein Maritimes Kompetenzzentrum an Rostocks gefragtesten Standort ansiedeln. Dafür muss aber noch eine Industriebrache neben dem Marinearsenal geräumt werden.
Das Interesse an diesem Termin ist groß: Vertreter aus Landes- und Stadtpolitik, Energie- und Hafenwirtschaft drängen sich um eine Videoleinwand im Warnemünder Hostel Dock Inn. Sie wollen erfahren, was genau das Unternehmen 50Hertz in Warnemünde plant. Das Vorhaben des Unternehmens ist Teil eines Projektes, das die Hansestadt Rostock bereits seit 2016 beschäftigt: das "Rostock Offshore Quartier".
Bürgermeisterin: "Gigantische Investition in den Standort Warnemünde"
"Es ist eine gigantische Investition in den Standort Warnemünde", so Rostocks Oberbürgermeisterin Eva Maria Kröger (Linke) über das Vorhaben. Nach der Ansiedlung des Unternehmens Liebherr sei das, was an der Kaikante neben Marinearsenal und Neptun Werft geplant ist, das größte Projekt in der Geschichte des Hafens. Unternehmen der Energiewirtschaft und Forschungseinrichtungen sollen am alten Hafenbecken in Warnemünde optimale Bedingungen samt Liegeplätzen vorfinden. Schon lange sei klar: Rostock positioniert sich als Standort für erneuerbare Energien. "Wir wollen sie hier erzeugen, bewegen und verbrauchen", sagt Kröger.
In Warnemünde: Seeraumüberwachung für Nord- und Ostsee
Der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz erfüllt zwei dieser Forderungen. Das Unternehmen betreibt Windparks in der Ostsee, erzeugt also große Mengen grüner Energie, und bringt die Energie über den Seeweg und den Landweg dorthin, wo sie gebraucht wird. Bislang hatte 50Hertz im Bereich der Offshore-Windparks mit anderen Anbietern kooperiert, um Konverterplattformen zu errichten. Künftig baut, wartet und betreibt das Unternehmen alles in Eigenregie.
Dafür braucht es eine Basis samt Bürogebäude, Werkstätten, Anleger für große Versorgungsschiffe sowie Lager- und Logistikflächen. Auch das sogenannte Maritime Coordination Center des Unternehmens soll nach Rostock ziehen. Es plant den Einsatz von Schiffen und Hubschraubern und überwacht den Seeraum von Nord- und Ostsee. Hinzu kommt das Offshore Control Center, eine Leitwarte zur Steuerung und Überwachung der Umspannwerke von 50Hertz auf dem Meer.
90 Millionen Euro für den Standort Rostock
Ein Gebäudeensemble, das all diese Funktionen und Abteilungen aufnimmt, soll bis 2028 in Rostock entstehen - im "Rostock Offshore Quartier". 90 Millionen investiert 50Hertz in den Neubau, von 180 Arbeitsplätzen ist die Rede. Einen Erbpachtvertrag für die Fläche hatte der Netzbetreiber bereits im Sommer 2024 unterzeichnet. Der Zeitplan ist inzwischen eng. Ein Blick auf die Industriebrache, die einst zur alten Warnow-Werft gehörte, wirft die Frage auf, ob eine Eröffnung des Standortes in zweieinhalb Jahren tatsächlich realistisch ist.
Altlasten verzögern Baubeginn
Das Grundstück muss noch von Altlasten befreit werden. Neben alten und längst verwaisten Verwaltungsgebäuden sind das auch gefährliche Chemikalien und Schwermetalle. Nach Einschätzung des Hafenamtes müssen dafür rund 65.000 Kubikmeter Sedimente umgelagert werden. Und auch die Kaikante muss ertüchtigt werden, damit die Trommeln für Seekabel dort gelagert und von dort aus ausgebracht werden können.
Oberbürgermeisterin Kröger ist verhalten optimistisch, dass alles wie geplant fertig wird. Sie räumt ein: "Eine Baugenehmigung gibt es noch nicht." Sie hoffe bei den noch ausstehenden Genehmigungen auch auf das Land. Das unterstützt die Entwicklung des Quartiers mit 67 Millionen Euro. Wirtschaftsminister Wolfgang Blank (parteilos) sieht das gelassen: Man arbeite daran, die Mitarbeiter seien 24 Stunden, sieben Tage die Woche erreichbar, um sich mit Hansestadt und Investor abzustimmen.
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NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 12.05.2025 | 17:15 Uhr