Die Bundesvorsitzende der SPD, Saskia Esken, spricht beim Landesparteitag der SPD Baden-Württemberg (Archivbild)

Baden-Württemberg SPD-Vorsitz: Warum Saskia Esken nicht mehr antritt

Stand: 12.05.2025 10:28 Uhr

Die umstrittene SPD-Co-Vorsitzende Saskia Esken tritt nicht erneut für den SPD-Vorsitz an. Im Juni wählt die SPD eine neue Führung. Nach zuletzt scharfer Kritik aus der BW-SPD gab es nun Respekt für die Entscheidung.

Von Marc-Julien Heinsch

Nun ist es also endgültig klar: Saskia Esken aus dem Wahlkreis Calw zieht sich aus der Führung der SPD zurück. Beim Parteitag der SPD im Juni wird die 63-Jährige nicht mehr für den SPD-Vorsitz kandidieren. Das hat sie am Sonntagabend exklusiv dem ARD-Hauptstadtstudio mitgeteilt.

Inhalt auf SWR.de ansehen

Esken: Zeit, Raum für Erneuerung zu geben - Dank aus BW

"Ich hatte die Freude und die Ehre, sechs Jahre lang die Vorsitzende der Partei zu sein. Nun ist es an der Zeit, der SPD Raum für Erneuerung zu geben", so Esken in der ARD. "Ich gebe jetzt mein Parteivorsitzendenamt auf und mache Platz für die Erneuerung."

SPD-Landeschef Andreas Stoch zollte Esken auf SWR-Anfrage Respekt für die Entscheidung und dankte ihr für ihren langjährigen Einsatz. "Sie bereitet damit auch an der Parteispitze der SPD den Weg für einen Generationswechsel." Esken habe die Parteiführung in einer schwierigen Zeit übernommen und "für den notwendigen Zusammenhalt gesorgt", so Stoch.

Es handele sich um einen Entschluss, der "gereift" sei, so Esken in der ARD. Sie wolle insbesondere für junge Frauen in der SPD Platz machen. "Das ist ein Weg, den ich für mich so im Laufe der letzten Tage und Wochen entwickelt habe."

Saskia Esken: In der Kritik - und kein Teil der neuen Bundesregierung

Zuvor musste Esken bereits zusehen, wie ihr Co-Vorsitzender Lars Klingbeil nach der verlorenen Bundestagswahl seine Macht in der Partei vermehrte und nun Vizekanzler in der Bundesregierung unter Friedrich Merz (CDU) mit der Union ist. Esken dagegen verhandelte bei den Koalitionsverhandlungen zwar mit und stand bei der Präsentation des Koalitionsvertrags mit dem auf dem Podium, ein Amt als Ministerin bekam sie aber nicht.

Und auch aus der Partei mehrten sich zusehends die Stimmen, die ihr einen Rückzug von der Parteispitze nahelegten. Zudem kam aus ihrem Heimat-SPD-Landesverband in Baden-Württemberg zuletzt ungewöhnlich scharfe Kritik. Und auch für den Bundesvorstand hatte der SPD-Landesverband Esken Ende April nicht nominiert.

Auf die Frage, ob sie sich angesichts der Kritik der vergangenen Wochen ungerecht behandelt fühle, sagte Esken am Sonntagabend in der ARD: "Ich glaube, dass Frauen in der Politik insgesamt anders beurteilt werden und auch härter und kritischer betrachtet werden als Männer." Frauen müssten "in einem hohen Maße männlich geprägten Rollenklischees" genügen. "Da müssen wir uns als Frauen auch dagegen verwahren."

BW-SPD-Generalsekretär Binder griff Esken im Interview an

"Kabinettsposten müssen an diejenigen gegeben werden, die ein großes Vertrauen innerhalb der Partei haben, aber vor allem auch bei den Menschen draußen", sagte der Generalsekretär der SPD in Baden-Württemberg, Sascha Binder, in einem Zeitungsinterview mit "Südkurier" und "Badischer Zeitung" am 23. April. Also mitten hinein in die Phase, als noch nicht klar war, wen die SPD für Spitzenämter in der neuen Bundesregierung nominieren würde.

Vier der sieben Kabinettsposten sollten zwar wie von Esken gefordert an Frauen gehen, so Binder, aber: "Dann geht es danach, wer sind die vier Besten? Und darunter sehe ich Saskia Esken nicht." Für die engagierten Mitglieder brauche es Personen in der Regierung, auf die man stolz sein könne - und nicht solche, die man ständig verteidigen müsse.

SPD-Landeschef Andreas Stoch wollte damals zu Binders Äußerungen keine Stellung beziehen - verteidigte Esken also auch nicht. Stoch verwies lediglich darauf, dass die Entscheidung in Berlin getroffen werde.

Breymaier entsetzt über Umgang mit Esken

Stochs Vorgängerin Leni Breymaier, bis 2018 SPD-Chefin in Baden-Württemberg, nahm Esken allerdings offensiv in Schutz. Breymaier zeigte sich im SWR entsetzt über den Umgang mit Esken in den vergangenen Wochen. "Ich fand die öffentliche Debatte respektlos, insbesondere in den sozialen Medien teilweise unterirdisch", sagte Breymaier Anfang Mai. "So seziert und bewertet zu werden, macht Frauen sicher keine Lust auf Politik. Saskia Eskens Umgang damit finde ich sehr souverän."

Seit 2019 ist Esken Co-Chefin der SPD. Damals setzte sie sich zusammen mit Norbert Walter-Borjans gegen Olaf Scholz und Klara Geywitz durch. Nun führt sie die Partei an der Seite von Neu-Vizekanzler und Finanzminister Lars Klingbeil - zumindest bis am Parteitag im Juni, wenn eine neue SPD-Parteispitze gewählt wird.

Sozialministerin Bas will Esken beerben

Arbeits- und Sozialministerin Bärbel Bas hat sich derweil dazu bereiterklärt, neue Co-Chefin der SPD neben Lars Klingbeil zu werden. Das berichtet die Deutsche Presse-Agentur am Montag. Bei einer internen Sitzung von SPD-Gremien sei zudem Tim Klüssendorf als neuer Generalsekretär vorgeschlagen worden.

Sendung am So., 11.5.2025 19:45 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW

Mehr zur umstrittenen SPD-Co-Vorsitzenden Saskia Esken